Beitrag im Jahrbuch 2010 der Stadt Adenau

Besuch bei den Nachfahren der Auswanderer aus dem ehemaligen Kreis Adenau in Wisconsin / USA

„Do han me noch ens schön gestorch…“

Hermann Lehmann

Es war vor gut 150 Jahren, als eine starke Auswanderungswelle aus der Eifel in die USA einsetzte. Viele ehemalige Bewohner des Altkreises Adenau zog es in ein kleines Gebiet im Südosten Wisconsins. Dort, ca eine Autostunde nördlich von Milwaukee, leben noch heute viele Nachfahren dieser Auswanderer. Wenn Sie mit Hausnamen Schmitz, Jax, Wagner, Thelen etc, heißen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dort, in der Nähe des Ortes Fond du Lac, Verwandte von Ihnen wohnen.

Im Sommer 2009 fuhren zwei Eifeler und eine Westfälin in dieses Gebiet. Karl-Josef Tonner aus Daun, Hermann Lehmann vom Heimat- und Zunftmuseum Adenau und Arnhild Wöste aus Warburg fuhren nach Wiconsin, um Kontakte zu knüpfen, Informationen über die Geschichte und das heutige Leben der Auswandererfamilien zu sammeln und um durch einen Vortrag Informationen über die Eifel zu geben. Arnhild Wöste wusste von früheren Besuchen, wie groß das Interesse der deutschstämmigen Amerikaner an der alten Heimat ist.

Hier folgt der Bericht unserer Reise:

Vom Frankfurter Flughafen ging es im Direktflug nach Chicago, wo uns Pater Mark Josef Costello, vom Kapuzinerkloster in Mont Calvary und Verwalter der beiden Niederlassungen in Chicago empfing.

Nach einem dreitägigen Zwischenstopp in Chicago, brachte uns Pater Mark Josef per PKW in den Nachbarstaat Wisconsin und zwar in das sogenannte „Heilige Land“. Diesen Spitznamen trägt das Gebiet östlich von Fond du Lac, weil dort die Dörfer meist nach den Kirchen benannt wurden. Landschaftlich erinnert diese Gegend an die Eifel, so dass man gut verstehen kann, warum sich die ersten Eifeler von ihr angezogen fühlten und das Land urbar machten. Interessanterweise findet man noch viele ihrer Gräber. Überhaupt fühlt man sich bei einem Gang über die dortigen Friedhöfe in die Eifel versetzt, weil auf den meisten Grabsteinen die aus der Heimat bekannten Namen stehen, oft mit Inschriften und Gedichten in deutscher Sprache.

In Mont Calvary besuchten wir zunächst die Eltern und Angehörige von Mark Josef, dessen Vorfahren mütterlicherseits aus Drees und der Bierschbachsmühle im ehemaligen Kreis Adenau stammten. Es gab einen herzlichen Empfang, und wir konnten die ersten deutschen Gespräche, teilweise in Eifeler Dialekt führen.

Unsere Tage waren ausgefüllt mit Besuchen bei deutschstämmigen Familien und mit Besichtigungen. Viele älteren Amerikaner unterhielten sich mit den Besuchern auf Deutsch, allerdings meist im Eifeler Dialekt. Einer der Höhepunkte der Reise war ein Vortrag über die Eifel, den  wir mit der Unterstützung von Pater Mark Josef Costello hielten. Dank der guten örtlichen Vorbereitung und Ankündigung, u.a. in einem Live – Interviev im Lokalradio am Tag zuvor, fand die Veranstaltung ein enormes Echo. Es kamen mehr als 350 Zuhörer, die teilweise eine mehrstündige Anreise in Kauf genommen hatten. Auf großes Interesse stieß auch die Ausstellung mit Bildern, Prospekten, Landkarten und Büchern über die Eifel, die in enger Zusammenarbeit mit der öffentlichen Bibliothek von Fond du Lac in Deutschland vorbereitet worden war. Karl-Josef Tonner konnte als passionierter Genealoge viele Fragen zu den Auswandererfamilien beantworten. Gekommen war unter anderen auch der Landrat Allen Buechel, dessen Vorfahren ebenso wie die seiner Frau alle aus der Eifel stammen. Er und viele andere versprachen, in allernächster Zeit die Eifel zu besuchen.

Als Antwort auf das Grußschreiben des Adenauer Bürgermeisters Arnold Hoffmann, das ich den „Eifeler Auswandererfamilien“ übermittelte, schrieb Landrat Buechel:

„Ich schreibe diesen Brief mit großer Freude darüber, Hermann Lehmann, Karl Josef –Tonner und Arnhlid Wöste getroffen zu haben und ich bin sehr froh, dass Sie und ihre Botschafter wieder eine Verbindung herstellen mit jenen von uns, die Nachfahren von Personen sind, die aus der Eifel auswanderten. Meine Vorfahren hießen Freund, Koenigs, Pulvermacher und Wirtz und die meiner Frau Morgen, Kraus, Schaefer, Weinreis und Sabel. Meine Frau und ich wuchsen in dem hier „das Heilige Land“ des Fond du Lac Distrikts genannten Gebiet auf, zwischen den vielen anderen Nachfahren der Menschen aus Ihrer großartigen Region in Deutschland.

Ich hoffe, dass ich in der Lage sein werde, Sie in naher Zukunft in der Stadt Adenau zu treffen und mehr zu lernen über meine Vorfahren und mein Erbe. Als Landrat war es mein Privileg Hermann, Karl- Josef und Arnhild willkommen zu heißen und Ihnen Grüße und die besten Wünsche aus der Heimat Ihrer amerikanischen Verwandten zu senden.

In wärmster Freundschaft

Allen Buechel.

In den nächsten Tagen hatten wir die Möglichkeit, eine große Farm zu besichtigen, die auch heute noch von zwei Brüdern aus der Familie Thome, deren Vorfahren aus Nachtsheim stammten, bewirtschaftet wird.

Bei einem Besuch in der Bibliothek in Fond du Lac wurden wir sehr herzlich von der Bibliothekarin Mary Lepp empfangen, sie war auch maßgeblich an der Vorbereitung unserer Besuchsreise beteiligt. Wir konnten hier in der großen Abteilung über die Auswanderergeschichte viele interessante Informationen bekommen.

Nach einem Rundgang durch das Volkskunde – Museum in Fond du Lac rundete eine Schiffart über den Winnebago – See mit kleinem Imbiss unseren Besuch in Fond du Lac ab. Dort trafen wir wieder viele inzwischen kennen gelernte Familien, die mit uns diese Fahrt machten. Zu den weiteren Programmpunkten unserer Besuchsreise durchs „Heilige Land“ zählten mehrere Besuche bei dort lebenden Familien, Kirchen und Friedhöfen in den Orten St. Peter, St. Cloud, Johnsburg und Malone Auf den Grabsteinen fand man immer wieder Familiennamen, die typisch eiflerisch klangen. Die Inschriften waren teilweise sogar in Deutsch zu lesen, und vielfach fanden wir noch Grabmäler von den ersten Einwanderern aus der Zeit um 1850.

In Malone besuchten wir noch das dortige Heimatmuseum, durch das uns Elmar Thome, dessen Vorfahren ebenfalls aus dem kleinen Eifeldorf Nachtsheim stammten, führte. Dieses Museum wird, wie bei uns in Adenau, von einem Verein, der sich aus interessierten aktiven Bürgern aus der Region zusammensetzt, liebevoll unterhalten und betreut. Elmar Thome erzählte uns Geschichten aus der Gründerzeit und aus der Zeit als noch die Eisenbahn durch dieses Gebiet fuhr, er sprach teilweise in Deutsch mit typisch Eifeler Dialekt. Als Gastgeschenk überreichten wir für das Museum eine Karte vom Altkreis Adenau und eine Gedenkmünze „1000 Jahre Adenau“. Mit den Worten „Do han me noch ens schön gestorch“ verabschiedeten uns Elmar Thome und seine Helfer vom Museum in Malone und versprachen, bei der nächsten Reise in die Eifel auch einmal das Heimat- und Zunftmuseum in Adenau zu besuchen.

Am letzten Tag stand noch der Besuch eines Volksfestes in St. Cloud auf dem  Programm , das anlässlich der Gründung des Ortes vor 100 Jahren gefeiert wurde. Wir sahen hier einen Festzug, woran sich alle Dörfer dieser Region mit Fußgruppen und Festwagen beteiligten. Im dortigen Feuerwehrhaus sahen wir uns eine Ausstellung mit Bildern und Exponaten aus der Auswandererzeit an. Auch hier trafen wir immer wieder Leute an, die wir schon bei vorherigen Begegnungen kennen gelernt hatten.

Bevor wir unsere Heimreise nach Deutschland antraten, veranstaltete unsere Gastgeberin Ester Böhnlein, deren Vorfahren aus Hohenleimbach; (früher Wüstleimbach) kamen, mit Tochter Sandy noch eine Abschiedsparty, bei der wir uns von vielen liebenswerten Leuten aus dem „Heiligen Land“ verabschieden und für die erlebte Gastfreundschaft bedanken konnten.“ Man versprach, in der nächsten Zukunft auch einmal die Eifel zu besuchen.

Bereits im Herbst 2009 kamen die Familien Costello und Thome mit 7 Personen und besuchten die Geburtsorte ihrer Vorfahren in Drees bzw. Nachtsheim. Zu diesem Besuch der Eifelregion gehörte natürlich auch ein Besuch der ehemaligen  Kreisstadt Adenau. Nach einem Stadtrundgang wurden sie im Rathaus vom Altbürgermeister Bernd Schiffarth begrüßt. Auch für das Jahr 2010 sind gegenseitige Besuche geplant, so kommt im August die Bibliothekarin Mary Lepp von Fond du Lak mit Ehemann für einige Tage in die Eifel und Karl Josef Tonner aus Daun fliegt nach Wisconsin um die Kontakte dorthin zu erweitern. /h.l. .

Für interessierte Bürger haben wir im Heimat-und Zunftmuseum Adenau eine Auflistung der Auswanderer-familien, die vor 150 Jahren nach Amerika auswanderten. Diese und weitere Informationen können zu den Öffnungszeiten des Museums eingesehen werden. Der Verein für Heimatpflege ist auch gerne bereit, bei der Suche nach Angehörigen der Auswanderer behilflich zu sein. Ansprechpartner für Anfragen sind:

Bereich Adenau und Antweiler
Verein für Heimatpflege Adenau e.V.

E. Mail: vorstand@heimatverein-adenau.de
lehmann.hermann@t-online.de
mako43@gmx.net
volker.reppke@vulkan-reisen.de

Bereich Kelberg und Kempenich:

Karl Josef Tonner Daun
E-Mail: kj_tonner@t-online.de

Uwe Kruse Morswiesen
E-Mail: iris-uwe.kruse@t-online.de

Hans Günter Nett Nitz
E-Mail: h-g nett@t-online.de

Hermann Lehmann Adenau
Verein für Heimatpflege Adenau e.V.